Auszeichnung von Index on Censorship für das Wissenschaftliche Informationszentrum / MEMORIAL Petersburg (NIC)
Am 28. März fand in London die Preisverleihung statt. Nachfolgend Auszüge aus Irina Fliges
Redebeitrag:
„Ich freue mich über die
Möglichkeit, mich bei der Zeitschrift 'Index on Censorship' und allen unseren
anwesenden Freunden für die hohe Auszeichnung zu bedanken, die dem Petersburger
Archiv von MEMORIAL in diesem Jahr, einem Jubiläumsjahr für die Zeitschrift,
verliehen wurde.
Ich danke Ihnen im Namen
des Petersburger Wissenschaftlichen Informationszentrums „Memorial“, das dieses
Archiv gegründet hat und es fortlaufend ergänzt, und dies schon seit mehr als 20
Jahren. Ich danken Ihnen im Namen aller MEMORIAL-Verbände in Russland und im
Ausland, ebenso im Namen aller russischen Forscher, Publizisten, Pädagogen und
Museumsmitarbeiter, die sich mit der tragischen sowjetischen Vergangenheit
befassen und dabei mit Problemen und Hindernissen konfrontiert werden, wie sie ihre
Kollegen in anderen Ländern nicht kennen.
Die gesamte Tätigkeit der
Archive von Memorial hat zum Ziel, die Zeugnisse der Vergangenheit einem
möglichst breiten Personenkreis zugänglich zu machen, damit die Geschichte des
staatlichen Terrors in der Sowjetzeit – eine der bedeutendsten Tragödien des
20. Jahrhunderts – dokumentiert werden kann. Die Bevölkerung Russlands sowie der
anderen Länder der ehemaligen Sowjetunion, ja die gesamte Menschheit muss die Möglichkeit
haben, diese Vergangenheit zu kennen und zu begreifen.
Diesem Ziel dienen auch unsere Projekte, für die uns diese Auszeichnung verliehen wird: Die Digitalisierung von Dokumenten, die wir und zwei weitere Memorial-Verbände – Rjazan‘ und Krasnojarsk – gesammelt haben, und ihre Veröffentlichung im Internet, ebenso das Virtuelle GULAG-Museum, das unser Wissenschaftliches Zentrum entwickelt hat und durchführt.“ (…)
„Wir freuen uns besonders, von einer so achtbaren und renommierten Organisation wie Index ausgezeichnet zu werden – einer Organisation, die weltweit bekannt ist als eine, die auf allen Kontinenten für Informationsfreiheit kämpft und deren Namen wir in Russland schon zur Zeit der Dissidentenbewegung kannten. Zu ihren Initiatoren gehören Personen wie Michael Scammell und der sowjetische Dissident Pavel Litvinov, mit ihr verbinden sich Namen wie Milan Kundera, Vaclav Havel, Umberto Eco, Tom Stoppard und viele andere.
Diese Auszeichnung ist ein Indiz für den internationalen Konsens, dass authentische und vollständige Information über die Vergangenheit für die Freiheit ebenso wichtig ist wie ebensolche Information über das aktuelle gegenwärtige Geschehen. Historische Dokumente und andere Belege über die Vergangenheit geheim zu halten, den Zugang zu ihnen zu erschweren und diejenigen zu verfolgen, die versuchen, sie allgemein zugänglich zu machen (was in Russland mitunter immer noch vorkommt), ist ebenso unzulässig wie die Geheimhaltung aktueller Informationen über Menschenrechtsverletzungen, die heute stattfinden.“
Quelle: http://www.hro.org/node/13755
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